»Dreizehn, fünf, zwölf, fünfzehn, vier, fünfundzwanzig. Das kannst du dir gut merken. Und wenn du ihn vergessen solltest: Jede Zahl steht für die Stelle eines Buchstabens im Alphabet. Sie ergeben einen Namen. Dreimal darfst du raten, welchen.«

»›Du weißt doch, dass Onkel Peter sein ganzes Leben seine geliebte Melody gesucht hat.‹ ›Bis jetzt weiß ich nur, dass er sie bis neunzehnfünfundachtzig gesucht hat. Mehr hat er mir noch nicht erzählt.‹ ›Dann hat er dir noch viel zu erzählen. Er hat sie immer gesucht. Er würde sie heute noch suchen, wenn er könnte.‹ Laura nahm die Tasse, entschied, dass der Tee noch zu heiß war und stellte sie zurück. ›Ich bin fast sicher, dass Melody für ihn das einzig Wichtige war. Wirtschaft, Politik, Militär, Kultur, Kunst – alles nur vordergründig. Ich glaube auch, dass sein zweites Ich, der Künstler, der Poet, der Gesellschaftskritiker, der Rebell, der Zweifler, der Spötter – dass das alles vielleicht einfach nur vorgetäuscht ist. Ich glaube, Onkel Peter ist im Grunde nur eines: Ein großer Liebender. Ein großer, unglücklich Liebender.‹«

»›Ich habe mein ganzes Leben immer gelesen. Fachliteratur ungern, aber Romane habe ich verschlungen. Das bitte ich Sie jedoch, der Nachwelt umgekehrt zu überliefern. Ich liebe die Fiktion entschieden mehr als die Realität. Und Sie? Lieben Sie Geschichten?‹ Tom musste kurz überlegen. Stotz ließ ihm keine Zeit, zu antworten. ›Ein guter Anwalt sollte der Dichtung mehr verpflichtet sein als der Wahrheit.‹ Tom hatte die Antwort: ›Ja. Ich mag Geschichten.‹«

»›Hast du das auch? Erinnerungen an Dinge, die gar nie stattgefunden haben? Oder von denen du nicht weißt, ob sie tatsächlich stattgefunden haben? Nein, wahrscheinlich nicht. Deine Kindheit liegt noch zu wenig weit zurück.‹ Dr. Stotz legte den Löffel in den Eisbecher und schob ihn beiseite. ›Die Erinnerungen sind eine seltsame Sache. Je älter du wirst, desto weniger weißt du, ob sie echt sind oder einfach entstanden. Wie Stalaktiten in einer Tropfsteinhöhle.‹«

»›Seltsam, wie viel ich dir von mir preisgebe. Das kann nicht nur daran liegen, dass du ans Anwaltsgeheimnis gebunden bist. Es muss einen tieferen Grund haben. Vielleicht Vertrauen? Und das? Woher kommt Vertrauen? Ich glaube, von Sympathie. Ja. Das muss es sein. Ich mag dich einfach. Du bist so anders als ich – verspielter. Nicht so ehrgeizig. So, wie ich es verpasst habe, zu sein. So, wie ich es nur insgeheim gewesen war.‹«

»›Du weißt doch, dass Onkel Peter sein ganzes Leben seine geliebte Melody gesucht hat.‹ ›Bis jetzt weiß ich nur, dass er sie bis neunzehnfünfundachtzig gesucht hat. Mehr hat er mir noch nicht erzählt.‹ ›Dann hat er dir noch viel zu erzählen. Er hat sie immer gesucht. Er würde sie heute noch suchen, wenn er könnte.‹ Laura nahm die Tasse, entschied, dass der Tee noch zu heiß war und stellte sie zurück. ›Ich bin fast sicher, dass Melody für ihn das einzig Wichtige war. Wirtschaft, Politik, Militär, Kultur, Kunst - alles nur vordergründig. Ich glaube auch, dass sein zweites Ich, der Künstler, der Poet, der Gesellschaftskritiker, der Rebell, der Zweifler, der Spötter - dass das alles vielleicht einfach nur vorgetäuscht ist. Ich glaube, Onkel Peter ist im Grunde nur eines: Ein großer Liebender. Ein großer, unglücklich Liebender.‹«